Beinlängendifferenz beim Laufen | RUNNER'S WORLD

2022-09-17 13:25:30 By : Mr. shuifa Liu

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Immer häufiger fallen in Verbindung mit Rückenschmerzen, Knieschmerzen, Hüftschmerzen, Schmerzen im Sprunggelenk und sogar Kieferschmerzen die Stichworte "Beinlängendifferenz" und "Beckenschiefstand". Was genau bedeutet es eigentlich, eine unterschiedliche Beinlänge oder ein schief stehendes Becken zu haben? Gibt es das wirklich? Und braucht jeder Läufer mit dieser Diagnose unbedingt Schuheinlagen? Wir klären auf.

Eine Beinlängendifferenz heißt erst einmal nichts anderes als: unterschiedlich lange Beine. Also einfach Beinlänge messen, Diagnose stellen, Beinlänge angleichen? Ganz so einfach ist es leider nicht.

In der Medizin unterscheidet man zwei Arten von Beinlängendifferenzen: die anatomische, strukturelle oder reelle Beinlängendifferenz und die funktionelle Beinlängendifferenz. Während bei einer anatomischen oder reellen Beinlängendifferenz tatsächlich ein messbarer Unterschied zwischen dem knöchernen rechten und linken Bein besteht, lässt sich bei einer funktionellen (oder physiologischen) Beinlängendifferenz keine knöchern bedingte Längendifferenz feststellen.

Beide Formen der Beinlängendifferenz führen in den meisten Fällen jedoch zu einem schief stehenden Becken, dem sogenannten Beckenschiefstand. Diesen erkennt man daran, dass die rechte und linke Beckenschaufel (da, wo man die Hände in die Hüften stemmt) oder die Iliosakralgelenke (Kreuzdarmbeingelenke) unterschiedlich hoch sind. Die Iliosakralgelenke erkennt man an den beiden kleinen Mulden am unteren Rücken kurz über dem Kreuzbein.

ISG-Blockade: Das sollten Läufer wissen.

Bei Verdacht auf eine unterschiedliche Beinlänge sollten Sie einen Orthopäden oder einen Sportarzt aufsuchen und sich ergänzend einen biomechanisch und im Optimalfall in der Ganganalyse und Laufanalyse versierten Physiotherapeuten suchen. Denn: Egal, ob funktionell oder anatomisch bedingt unterschiedlich lange Beine: eine Beinverkürzung sollte zunächst zweifelsfrei objektiviert werden. "Das gelingt mithilfe einer Röntgenaufnahme des Beckens im Stehen unter gleichmäßiger Belastung beider Beine", so Dr. Thomas Wessinghage. Mithilfe des Röntgenbildes kann eine anatomische Beinlängendifferenz bestätigt oder ausgeschlossen werden.

Eine funktionelle Beinlängendifferenz ist schwer bis gar nicht objektivierbar. Messungen mit dem Maßband zwischen Hüftknochen und Sprunggelenk weisen eine hohe Fehlerquote auf. Wichtig bei Verdacht auf eine Beinlängendifferenz ist deshalb eine ausführliche und eingehende Anamnese und Befunderhebung durch einen Physiotherapeuten. Dabei sollten Kopfhaltung, Wirbelsäule, Beckenbeweglichkeit, Hüftbeweglichkeit, Kraft der großen Muskelgruppen, Funktion der Kniegelenke und Sprunggelenke sowie eine genaue Schmerzbeschreibung des Patienten berücksichtigt werden. Oft fallen bei genauer Begutachtung des entkleideten Sportlers eine unterschiedliche Beinachse (O-Beine, X-Beine, Rotationsbewegungen) oder eine seitliche Verschiebung der Wirbelsäule auf.

Wichtig: Nicht jede Beinlängendifferenz ist per se etwas Schlechtes! Häufig sucht sich der Körper gerade bei Sportlern Wege zur Kompensation von muskulären oder Haltungsschwächen, die nicht zwingend zu Schmerzen oder anderen Symptomen führen.

Nackenschmerzen durch funktionelle Beinlängendifferenz? Möglich.

Eines vorab: Wenn Sie sich auf den Rücken legen und Ihre Ferse im Wechsel rechts und links nach unten wegschieben, bewirken Sie damit eine Längenverschiebung zwischen rechter und linker Seite von ca. 5 cm. Dies zeigt, wie schwierig eine verlässliche Aussage zum Thema "unterschiedlich lange Beine" ist.

Um Ihre Beinlänge zu messen, brauchen Sie eine zweite Person, einen Stift, möglichst 2-3 dünne fußgroße Brettchen (ca. 5 mm dick) und ein Maßband.

Funktionelle Beinlänge selber messen: Markieren Sie vorne am Becken, schräg außen unter dem Bauchnabel den höchsten und prominentesten Punkt Ihrer Beckenschaufeln (Spina Iiaca Anterior Superior) und den tiefsten Punkt Ihres Außenknöchels am Sprunggelenk (Malleolus Lateralis). Messen Sie nun den Abstand zwischen beiden Punkten im Liegen und im Stehen auf der linken und der rechten Seite.

Anatomische Beinlänge selber messen: Markieren Sie jeweils den prominentesten Punkt seitlich an Ihrer Hüfte (Trochanter Major) und den tiefsten Punkt Ihres Außenknöchels am Sprunggelenk (Malleolus Lateralis). Messen Sie nun den Abstand zwischen beiden Punkten im Liegen und im Stehen auf der linken und der rechten Seite.

Eine Beinlängendifferenz am Becken feststellen: Legen Sie Ihre Brettchen griffbereit ab. Stellen Sie sich aufrecht hin. Im unteren Teil Ihres Rückens, am Übergang zum Becken, befinden sich zwei kleine Grübchen. Darunter liegen die Spinae Iliacae Posterior Superior. Dort platziert Ihr Partner seine Daumen. Gleichzeitig legt er den Zeigefinger seitlich an das obere Ende Ihres Beckens, Ihre Beckenschaufeln. Eventuell sieht Ihre Messhilfe jetzt, dass Ihr Becken rechts und links unterschiedlich hoch ist. Unter den Fuß der tiefer liegenden Seite schieben Sie nun eins Ihrer Brettchen. Reicht eines nicht aus, nehmen Sie ein zweites dazu – bis beide Beckenhälften auf einer Höhe sind. Die Höhe der Ausgleichsbrettchen ist ein Anhaltspunkt für die Beinlänge im Seitenvergleich. Häufig wird der Höhenausgleich durch die Brettchen von der Testperson als sehr angenehm empfunden.

Achtung: Diese Möglichkeiten der Messung einer Beinlängendifferenz sind lediglich Anhaltspunkte und haben viele Fehlerquellen. Ist beispielsweise beim Markieren die Haut über einem Messpunkt verschoben worden, steht der Läufer stark im Hohlkreuz oder kann ein Kniegelenk nicht komplett gestreckt werden, kommt es bereits zu starken Abweichungen.

Unterschiedlich lange Beine sind bei Erwachsenen nicht ungewöhnlich. Beinlängendifferenzen von bis zu 1 cm (in der Literatur teilweise auch 1,5 cm) sind medizinisch grundsätzlich nur dann relevant und bedürfen einer Behandlung, wenn sie als Ursache für Schmerzen oder andere körperliche Beschwerden infrage kommen.

"Eine einseitige anatomische Beinverkürzung ist nicht selten und sollte ab einer Differenz von 1,5 Zentimeter in jedem Falle korrigiert werden. Falls die Beine jedoch gleich lang sind, die Beckenkämme sich aber auf unterschiedlichem Niveau befinden, liegt vermutlich eine Beckentorsion (Beckenverwringung) vor. In einem solchen Fall ist nicht der Längenausgleich eines Beines mithilfe einer orthopädischen Einlage oder Schuherhöhung die korrekte Behandlungsmaßnahme, sondern eine physiotherapeutische Behandlung, bei der das Becken dreidimensional wieder „ins Lot“ gebracht wird.", erklärt Dr. Wessinghage.

Operative Verfahren, die das Ziel verfolgen, medizinisch relevante anatomische Beinlängenunterschiede von mehr als 3 cm auszugleichen, sind nicht Bestandteil dieses Artikels. Mögliche Operationsmethoden richten sich nach dem Alter des Patienten, Vorerkrankungen, individuellem Beschwerdebild und wissenschaftlichem Standard zum aktuellen Zeitpunkt.

Das hilft bei Rückenschmerzen.

Ursachen einer Beckentorsion und eines Beckenschiefstandes sind in der Regel Muskelungleichgewichte, zum Beispiel bei einer einseitigen Bewegungseinschränkung eines oder mehrerer Beckenmuskeln. Durch den asymmetrischen Muskelzug verändert das Becken seine Form. Das führt zu Fehlbelastungen an Muskelansätzen, im Bandapparat und auch an den Dehnungsfugen des Beckens, den Iliosakralgelenken. Daraus entstehen Schmerzen, die ihrerseits weitere Ausweichbewegungen und Fehlbelastungen zur Folge haben. Insofern ist eine sorgfältige Diagnostik die Voraussetzung für die Behandlung, die Sie im beschriebenen Fall nach Erlernen der nötigen Übungen übrigens auch in Eigenregie durchführen können.

Ein Beckenschiefstand oder eine augenscheinliche Beinlängendifferenz können auch durch eine Skoliose der Wirbelsäule entstehen. Dabei handelt es sich um eine seitliche oder in sich gedrehte Verkrümmung der Wirbelsäule. Zu klären wäre bei bestehender Skoliose, ob die Krümmungsveränderung der Wirbelsäule eine Folge der unterschiedlichen Beinlänge oder die Ursache ist.

Lesen Sie hier über Ursachen und Behandlung von Schmerzen im Bereich der Kreuz-Darmbein-Gelenke

Nach einer ausführlichen Befundung durch den Physiotherapeuten erhalten Sie ein Eigenübungsprogramm, das folgende Ziele verfolgt:

Generell sollten sich Läufer mit bekanntem Beckenschiefstand vor ihren Trainingseinheiten und Wettkämpfen durch Mobilisationsübungen gezielt aufwärmen, um den Körper vor der Trainingsbelastung "ins Lot" zu bringen. So können einseitige Fehlbelastungen und damit Schmerzen durch Überlastung langfristig minimiert werden.

So wärmen Sie sich gezielt auf

Eine gezielte Mobilisation und Kräftigung der Hüftgelenke und des Rumpfes entlastet die darüber und darunter liegenden Gelenke. Durch Übungen wie den Fersenheber mobilisieren Sie Ihre Sprunggelenke und vermindern die Aufprallkräfte beim Laufen.

Geeignete Athletikübungen bei unterschiedlich starker Bauchmuskulatur oder Hüftmuskulatur sind folgende:

Hier sind die besten Tipps zur Vorbeugung und zur Behandlung.

Das sollten Sie übers Halswirbelsäulensyndrom wissen.

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